Chronik: Gemeinde Pfalzgrafenweiler

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Chronik der Gemeinde Pfalzgrafenweiler

Der Ort verdankt seine erste urkundliche Erwähnung der Eroberung und Zerstörung der damaligen Pfalzgrafenburg im Jahr 1165. Heute erinnern nur noch ein grasbewachsener Hügel mit Graben, der Flurname "Burg" und die "Burgstrasse" an das ehemalige "Castrum wilare". Die erste Ansiedlung in "Wylare" in Form einer Jagdniederlassung geht nach siedlungsgeschichtlichen Forschungsergebnissen in die 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts in die Regierungszeit von Karl dem Großen. Er hatte die fränkisch alemannischen Stämme vereinigt und sein Reich in Gaue eingeteilt. "Wylare" gehörte zum Nagoldgau.

Der erste bekannte Gaugraf war Gerold, auch Held Gerold genannt. Er dürfte der Gründer der ersten Niederlassung in "Wylare" gewesen sein, die an der Burgquelle ansiedelten. Der dazugehörige Wald war "Reichswald", das Jagdgebiet der Grafen. Im 11. Jahrhundert wurde den Nagolder Gaugrafen auch der Reichsforst Schönbuch übertragen. Ihr neuer Sitz wurde nun Tübingen, wo sie zu Pfalzgrafen ernannt wurden. An Stelle der Jagdniederlassung in "Wylare" entstand die Burg "Castrum Wylare", in der ein Pfalzgraf seinen festen Wohnsitz nahm. In der Fehde zwischen Pfalzgraf Hugo II. und den Welfen, dem Graf Welf VI. wurde die Burg im Jahre 1165 belagert und zerstört.

Wieder aufgebaut kommt "Wylare" mit Durrweiler, dem Weilerwald, den Erbgütern Igelsberg, Göttelfingen, Besenfeld und Grüntal als so genannte "Schenkung" im Jahre 1228 an das Bistum Strassburg. In einer besonderen Vereinbarung bleibt Pfalzgraf Rudolf II. als "Lehensherr" auf diesen Gütern. Grund dieser "Schenkung" dürfte die hohe Verschuldung des Grafen gewesen sein. Durch die Heirat der einzigen Tochter Elisabeth des Pfalzgrafen Konrad, mit Graf Otto von Eberstein ging dieses "Lehen" in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts in die Grafschaft Eberstein, urkundlich 1290 erwähnt. So erlischt das Pfalzgrafengeschlecht in Pfalzgrafenweiler in der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert.

Durch Erbteilung der Ebersteiner ging der "Weilerwald" hälftig 1419 mit Durrweiler an die Markgrafschaft Baden, die andere Hälfte mit Pfalzgrafenweiler im Jahre 1421 an die Grafen von Württemberg. Die fürstliche Krone im Gemeindewappen und unser Ortsname deuten auf das einst bedeutende Geschlecht der Pfalzgrafen hin. Pfalzgrafenweiler wurde zum kirchlichen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der Gegend und ist dies bis heute geblieben. Der Erwerb des Marktrechts im Jahr 1726 war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Dorfes. Als im Mittelalter das Handwerk immer mehr an Bedeutung gewann, wurde Pfalzgrafenweiler zum Zentrum für Handwerk und Gewerbe. Bei den Handwerkern überwogen aufgrund des Holzreichtums die holzverarbeitenden Berufe und hier besonders die Schreiner. In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg zählte man am Ort über 30 Holz-Betriebe, am Ort gab es eine Gewerbeschule, die hauptsächlich dem Holzgewerbe diente. 

Die alte Handelsstraße Stuttgart-Straßburg führte durch den Ort. Dadurch entstehen im Laufe vieler Jahre rings um den Marktplatz Wirtschaften als Quartier für die Fuhrleute mit den dazugehörigen Pferdestallungen, den Postkutschenstationen: der SCHWANEN am Platz der heutigen Volksbank (Schillingerhaus), der ANKER ebenfalls heutige Volksbank (Uhrenhaus Seitz), die KRONE heute ein Wohnhaus am Marktplatz war bis 1879 Poststelle, der BÄREN am Platz des heutigen Hotelgasthofs Schwanen, der HIRSCH im heutigen "Haus des Gastes" und der OCHSEN im heutigen Rathaus.

In der Oberamtsbeschreibung von 1858 werden in Pfalzgrafenweiler noch acht "Schildwirtschaften" erwähnt, vier davon mit Brauerei. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Stuttgart-Freudenstadt wurde der Postkutschenverkehr im Jahr 1879 eingestellt, nur die Strecke Dornstetten - Altensteig blieb bestehen.

Mittelpunkt des Marktplatzes war das Rathaus; 1742 datiert mit dem Standort: "Mitten im Flecken zwischen der Allmand und Hans Rathen Haus gelegen". 1785 wurde dieses baufällige Haus abgebrochen und an gleicher Stelle mit Steinen der Burg Vörbach neu erbaut. Doch schon 1798 fiel dieses neue Rathaus der großen Brandkatastrophe zum Opfer. Erst am 22. Dezember 1822 wurde der Grundstein für das neue Rathaus an gleicher Stelle in feierlicher Form gelegt, bei dem der Ochsenwirt Stockinger einen "großen Weinumsatz gehabet habe" und alle Beteiligten ein "Tüchlein" als Geschenk bekamen.

Dieses neue "herrschaftliche Rathaus" inmitten des Marktplatzes verkaufte die Gemeinde im Jahr 1841 an den Apotheker Geeb (Zeeb?) von Dornstetten, der darin eine Filialapotheke einrichtete. Noch im gleichen Jahr kaufte die Gemeinde das Gasthaus "Hirsch" (heute Haus des Gastes) und baute es zu einem Schul- und Rathaus und einer Lehrerwohnung um. 72 Jahre später waren auch die Räumlichkeiten in diesem Haus zu klein. 1911 beschloss die Verwaltung, das Rathaus in den Gasthof "Ochsen" zu verlegen, den die Gemeinde 1871 von dem Ochsenwirt Gneiting gekauft hatte. In dem Haus befand sich noch eine Wirtschaft, eine Brauerei, eine Scheuer mit Stallungen. Die Kosten des Umbaus wurden durch einen außerordentlichen Holzhieb finanziert. Beim Einzug 1912 hatte die Gemeinde etwa 1400 Einwohner.

Am 24. April 1798 brach die größte Brandkatastrophe über den Ort herein, fast das gesamte Dorf fiel einer gewaltigen Feuersbrunst zum Opfer. Beim Wiederaufbau wurde der Ort weiträumig angelegt mit breiten Straßen und einem fast kleinstädtisch anmutenden Marktplatz. Die Bewohner, die Haus und Hof verloren hatten, erhielten die Erlaubnis, die verlassenen Burgen und Schlösser der Umgebung abzutragen, um Bausteine für ihre Häuser zu erhalten. Zeugen mittelalterlicher Ritterzeit sind damit weitgehend verschwunden.

St. Peter und Paul Kirche

Das erste Gotteshaus, das in Pfalzgrafenweiler gebaut wurde, war die ursprünglich frühgotische St. Peter und Paul Kirche. Sie entstand zwischen 1469 und 1482. Um 1470 wurde Pfalzgrafenweiler eine selbständige Pfarrgemeinde, bis dahin war der Ort eine Filiale der Kirche von Altheim. Durch die Reformation wurde der Ort 1534 evangelisch. 1772 entstand an der Stelle der Peter und Paulskirche eine neue Kirche, die dem heiligen St. Jacobus geweiht wurde.

Ein weiterer Umbau erfolgte 1906 mit Errichtung des neuromanischen Turmes. Im Innern beeindruckt das große Wandbild des Malers Yelin dem Älteren von 1907, das die Verklärung Christi darstellt, eingebettet in die Landschaft um Pfalzgrafenweiler. Drei Glocken besitzt die Kirche: die größte wurde 1513 gegossen, die kleine 1835 und die mittlere 1906. Bis zum Jahre 1830 war der Friedhof bei der Kirche. Im 30-jährigen Krieg wurden die Steine der verlassenen Burg der Pfalzgrafen zu einer Mauer um den Friedhof verwendet. 1830 wurde diese Friedhofsmauer zur Langestraße verlegt, dort sind heute noch in einem Mauerstück Steine der Burg sichtbar.

Im Jahre 1717 wurde das Pfarrhaus erbaut, das heute mit dem noch gut erhaltenen Fachwerk das schönste Bauwerk darstellt. Zum Pfarrhaus gehörte noch ein Waschhaus, eine Scheune und ein 4 Morgen großer Obstgarten. Die Jakobskirche und das Pfarrhaus überlebten den Großbrand von 1798.

Im Zuge der Gemeindereform wurden im Jahre 1975 die bis dahin selbständigen Gemeinden Bösingen, Durrweiler, Herzogsweiler und Kälberbronn in die Gemeinde eingegliedert, während die Gemeinde Edelweiler den Zusammenschluss bereits Anfang 1972 vollzog.